Im Wiener Entwicklungsgebiet werden smarte Netzwerke erprobt. Die Kommunikation von allen Komponenten liefert optimales Energiemanagement.

Technikzentrale, Wetterstation, Automobil, User und smartes Netz, das sind nur einige "Gesprächspartner" in "intelligenten" Gebäuden in Seestadt Aspern in Wien. Diese Smart Buildings sprechen im Rahmen des Energieforschungsprojekts Aspern Smart City Research (ASCR) bereits rund zehn "Sprachen", in der kommenden Projektphase "ASCR 2023" treten sie in Dialog. Schwerpunkte der kommenden Programmperiode sind die weitere intelligente Vernetzung von Gebäuden, Netzen und Märkten, die vertiefende Erforschung von Wärmeabluftnutzung auch im Sinne der Raumkühlung und nicht zuletzt die Fragen des smarten Ladens von E-Autos sowie deren mögliche Nutzung als Energiespeicher.
2013 ins Leben gerufen, forscht ASCR mit Echtdaten aus dem Stadtentwicklungsgebiet Aspern Seestadt an Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum. In den vergangenen fünf Jahren wurde eine moderne Forschungsumgebung - bestehend aus einem umfassenden intelligenten Energienetz, einem Wohngebäude, einem Studierendenheim sowie einem Bildungscampus - geschaffen. Konkretes Forschungsziel ist, die Energieerzeugung, deren Verteilung, Speicherung und nicht zuletzt Verbrauch so zu optimieren, dass daraus nachhaltige ökologische wie ökonomische Vorteile entstehen.
"Ein Energieforschungsprojekt in dieser Größe und mit diesen Partnern ist in Europa einzigartig", betont Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von Forschungspartner Siemens Österreich: "Aus den bisherigen Forschungsaktivitäten wurden bereits 15 prototypische Lösungen in den Bereichen intelligente Gebäude und Netzinfrastruktur entwickelt sowie elf Patente angemeldet. Im Forschungsumfeld der Seestadt finden wir die optimalen Bedingungen vor, um die neuen Technologien und Lösungen, die den Energieverbrauch von Gebäuden optimieren, in realem Umfeld anzuwenden."
Dabei stehen immer die Nutzer im Fokus. Die Mieter haben verschiedene Werkzeuge wie ein Home-Automation-System, eine Smart-User-App, eine Energievertrauensperson oder auch einen flexiblen Stromtarif an der Hand, damit sie so energie- und kosteneffizient wie möglich agieren können. Gleichzeitig ist das Stromnetz mit zahlreichen Sensoren ausgestattet. Es ist damit kein passives Verteilernetz, sondern ein tatsächlich smartes Stromnetz, das auf den aktuellen Energiebedarf flexibel reagieren kann. "Wir lernen, was die Stromversorgung der Zukunft braucht", sagt Peter Weinelt, Generaldirektor-Stellvertreter vom Projektpartner Wiener Stadtwerke: "Und noch viel wichtiger ist, wir lernen, was die Bewohner smarter Gebäude tatsächlich benötigen und sinnvoll für sich nutzen können."
Die von der ASCR beforschten Gebäude stehen in laufendem Austausch mit verschiedensten Mess- und Kontrollstationen, von thermischer und elektrischer Infrastruktur über Wetterstation und Photovoltaikanlage auf dem Dach bis hin zu Speichern und intelligenten Netzstationen. "Unsere Gebäude sind wahre Meister der Kommunikation. Man könnte sagen, sie sprechen rund zehn verschiedene Sprachen, Tendenz steigend", ergänzt Robert Grüneis, Geschäftsführer der ASCR. Denn in der neuen Programmphase "ASCR 2023" werden die Gebäude, zu denen unter anderem auch das Technologiezentrum Seestadt hinzukommt, weiter vernetzt. "Die Entwicklung von optimal aufeinander abgestimmten Erzeugungs- und Speicherkomponenten auf Basis erneuerbarer Energien innerhalb der Bauobjekte ist so weit abgeschlossen. Jetzt treten unsere Häuser in Dialog", sagt Grüneis. Gemeint ist damit die Kommunikation mit Energienetzen und -märkten. Hier werden Smart Buildings mit flexiblen Daten zur Harmonisierung der Netzauslastung zukünftig eine große Rolle spielen.