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Offenes Wohnkonzepte - Im Haus verwischen die Grenzen

Ein australisches Designerpaar hat seine Vision vom modernen Wohnen dargestellt. Sie setzen auf offenes Wohnkonzept mit starken Farben.

Das australische Designerduo Kate und Joel Booy zeigte seine Ideen zum Thema Wohnen.
Das australische Designerduo Kate und Joel Booy zeigte seine Ideen zum Thema Wohnen.
Selbst das Bast ist keine „fixe“ Größe.
Selbst das Bast ist keine „fixe“ Größe.

Raum zum Atmen, Platz zum Agieren, einen Ort für kleine Fluchten und ein halb hinter drehbaren Paneelen verstecktes Nest zum Schlafen. Das alles bot "Das Haus" vom Studio Truly Truly auf der internationalen Einrichtungsmesse IMM in Köln. Die australischen Designer Kate und Joel Booy bewiesen Selbstbewusstsein und künstlerisches Feingefühl. Ihr offenes Wohnkonzept überzeugte durch starke Farben, feine Details und wohldimensionierte Freiräume.

Wohnen nach Stimmung

Hier stand nichts herum, was nicht wirklich notwendig war, um ihr Konzept eines "Wohnens nach Stimmung" zu illustrieren, und trotzdem wirkte "Das Haus" alles andere als kahl oder kühl. Ohne feste Trennwände, aber mit in Material, Farben und Dimensionen gekonnt aufeinander abgestimmten Zonen schufen sie eine warme Atmosphäre, in der sich jeder sofort willkommen fühlt. Wohntextilien für Wand, Boden und Bett, massive Küchenblöcke und schwere Möbel, neue Prototypen und alte Klassiker, Leuchten und Accessoires, Design-Objekte und Kunst addierten sich zu einem richtungweisenden Beispiel für ein Interior Design, das für eine neue Generation des Wohnens steht.

Das Zuhause als Ort der Ruhe

"Als gelernte Grafikdesigner achten wir sehr darauf, was die Dinge, die wir gestalten, kommunizieren. Bei diesem Projekt hatten wir die seltene Gelegenheit, mit allem zu arbeiten, was ein Interior Design ausmacht, und zu sehen, wie die Möbel, Leuchten und Textilien zusammenspielen", resümiert Joel Booy: "Und da wir unser Heim auch persönlich als einen Ort der Ruhe sehen, wollten wir auch ,Das Haus' zu einem solchen machen." Ausgangspunkt ihres Entwurfs war die Küche, denn hier konzentriert sich seit jeher das soziale Leben. Fasziniert von ihrer Farbigkeit stellten sie dem lebendigen Gelb-Grün der Fliesen gebürsteten Edelstahl und weiche Gelbtöne in dem das ganze Haus umspannenden Vorhang aus schwerem Möbelstoff zur Seite. Die Kühle der halb transparenten, halb verspiegelten Raumtrenner aus Glas wurde von ihrem warmen Pflaumenrot aufgefangen.

Die "Active" Zone

Die dominierende Zone "Active" umfasste die in mehrere massive Blöcke zersprengte Küche mit einer terrassierten, zur Sitzbank abfallenden Küchentheke, einem großen, multifunktionalen Tisch und einer großzügigen Sitzgruppe, die sich nicht etwa an einem Fernseher, sondern an einem imaginären Panoramafenster ausrichtet.

Der Entspannungsbereich "Reclining"

Der Wohnbereich war geprägt von den glänzenden, limonenfarbenen Fliesen, Stein und Metall in glatten Oberflächen und rechtwinkliger Linienführung, die hinunterleiten zu weicheren Materialien und niedrigeren Formen: zum Entspannungsbereich "Reclining" (zurücklehnen). Hier dominierten runde Formen und etwas dunklere Farben.

Der Rückzugsort "Reclusive"

Auf der anderen Seite bot der durch meterhohe Pflanzenwände gebildete, runde Bereich "Reclusive" (zurückgezogen) eine Art Hortus Conclusus, in den sich die Bewohner zum Nachdenken oder zu intimeren Familientreffen zurückziehen können. Der geschützte, leicht dämmrig erleuchtete Raum entfaltete eine ganz eigene Stimmung.

Zum Abschluss "Serene"

Den Abschluss des Hauses bildete "Serene" (ruhig, heiter) mit einer Kombination aus weich beleuchtetem Badbereich und dem durch drehbare, mit Wiener Flechtwerk gefüllte Paneele abgrenzbaren Raum - nicht viel größer als das neue Massivholzbett, das ihn ausfüllte.

Revolution des klassischen Dreizimmer-Muster

Trotz der schlichten, minimalistischen Formen und einer eher sparsamen Dekoration badeten die Besucher geradezu in warmen Farben und wohltuender Klarheit. Nicht nach Funktionen, sondern nach Stimmungen waren die rund 180 Quadratmeter des "Hauses" gegliedert und gestaltet. Denn das ist nach Überzeugung der Designer eine Wohnform, die heutigen und vor allem künftigen Anforderungen weit mehr entspricht als das klassische Dreizimmer-Küche/Diele/Bad-Muster. "Die Orte und die Art, wie und wo Menschen heute wohnen, arbeiten, essen und Medien konsumieren, werden immer fließender, und die Grenzen zwischen den verschiedenen Aktivitäten verwischen immer weiter", meint Kate Booy, und ihr Mann Joel ergänzt: "In einem Zuhause sollte es nicht um das effiziente Erledigen von Aufgaben gehen, sondern darum, sich von den Anforderungen der Außenwelt zu lösen und seinen eigenen Rhythmus zu finden. Dadurch, dass man sich bewusst Zeit für alltägliche Aufgaben nimmt, erhalten sie einen besonderen Wert."

Der Material-Mix überzeugt die Besucher

Man konnte dem Haus die Liebe für das Material anmerken, mit dem das Designerpaar arbeitet. Glas und Wolle, Holz und Metall entfalteten im Zusammenspiel mit dem individuellen Licht, das Studio Truly Truly mithilfe des Leuchtensystems Typography virtuos erzeugte, einen Reiz, dem sich die Besucher nicht entziehen konnten. Hier wurde nicht nur fotografiert, sondern berührt, geklopft, gestreichelt.