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Möbel, Hostel und 163 Bäume

Wien könnte um eine Attraktion reicher werden. Ikea baut beim Westbahnhof ein Nachhaltigkeitsgebäude mit Bäumen, Hotel und Aussichtsterrasse.

Ikea und Jo&Joe ziehen in ein gemeinsames Gebäude am Westbahnhof.
Ikea und Jo&Joe ziehen in ein gemeinsames Gebäude am Westbahnhof.

Das "unmögliche Möbelhaus" setzt auf Nachhaltigkeit

Ältere Zeitgenossen werden sich noch an jenen Werbeslogan erinnern, mit dem Ikea einst in Österreich startete: "Das unmögliche Möbelhaus aus Schweden". Auch wenn der Spruch seit vielen Jahren eingemottet ist, mit dem aktuellen Projekt beim Wiener Westbahnhof errichtet Ikea tatsächlich ein "unmögliches Möbelhaus". Das liegt einerseits schon an der Lage. "Wir wollen dort sein, wo die Leute leben", erklärt dies Alpaslan Deliloglu, Country Manager und Chief Sustainability Officer bei Ikea Österreich: "Daher sind wir jetzt im Zentrum von Wien vertreten."

Das andere ist das Gebäude an sich. Denn es folgt Nachhaltigkeitskriterien, die über das von der Stadt Wien geforderte Ausmaß hinausgehen. Jakob Dunkl von den planenden "Querkraft Architekten Wien" erklärt Details: "Das Besondere liegt daran, dass wir zwei Auftraggeber hatten. Die Idee und das Konzept sind von uns, aber die Umsetzung ist immer nur so gut, wie der Auftraggeber es zulässt." Er wollte, dass das Gebäude nicht nur "oberflächlich" nachhaltig gebaut wird. Dazu gehört nicht nur die flexible Struktur, auch bei den Materialien habe man stark reduziert. Dunkl: "Wir bauen zwischen ,People and Planer', das entspricht auch der Idee von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad. Es geht um die Menschen, nicht nur um die Kunden, es geht auch um die Mitarbeiter und die Bürger der Stadt." Das neue Gebäude, das kürzlich Dachgleiche feierte, hat sechs Geschoße und darüber eine 1500 Quadratmeter große Dachterrasse, die für alle Interessierten, also nicht nur für die Kunden, frei zugänglich ist. Dort und an den vier Fassadenseiten werden 163 Bäume gepflanzt, was dem Mikroklima nützen und Tieren Unterschlupf geben soll. "Außerdem wirkt es der Überhitzung entgegen", sagt Dunkl: "Wir sind zudem auf allen Seiten um vier Meter hinter die erlaubte Baufluchtlinie gegangen, um eine besondere Fassade mit Terrassen und Balkonen montieren zu können. Das Gebäude wird ein neuer Hotspot für Wien. Da werden viele Besucher schon allein wegen des besonderen Hauses kommen." Ikea-Manager Deliloglu rechnet mit einer Million Gästen pro Jahr.

Möbel-Shopping und Hotel unter einem Dach

Das Haus bietet trotz der Innenstadtlage und mehreren Geschoßen das volle Ikea-Sortiment, wendet sich aber an Fußgänger, Öffi-Nutzer und Radfahrer, ist also autofrei. Kleinere Einkäufe kann man mitnehmen, größere werden zugestellt.

Ein besonderes Highlight ist das Jo&Joe-Hotel in den beiden obersten Geschoßen. François Leclerc, Vice-President Jo&Joe Lifestyle Division Accor: "Wir verwirklichen hier ein Hybrid-Konzept zwischen Hotel und Hostel." Es werde Einzelzimmer geben, aber auch Shared Rooms, wo mehrere Menschen in einem Raum schlafen. "Wir wollen es fördern, dass sich die Leute treffen. Dazu gehört eine Bar und ein Restaurant, wo auch die Ikea-Kunden willkommen sind." Jo&Joe habe inzwischen eine eigene Fan-Basis, die sehr gut mit Ikea zusammenpasse, deshalb dieses erste gemeinsame Projekt.