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Marmor - Material mit Charakter

Seit der Römerzeit wird bis zum heutigen Tag am Untersberg Marmor abgebaut. Ein heimischer Werkstoff, der seit Jahrhunderten nicht an Popularität verloren hat.

Oftmals kommt der Marmor aus Bodenbelag zum Einsatz.
Oftmals kommt der Marmor aus Bodenbelag zum Einsatz.
Auch in der Küche, in Form einer Arbeitsplatte, findet man den Marmor wieder.
Auch in der Küche, in Form einer Arbeitsplatte, findet man den Marmor wieder.
Der Marmorsteinbruch am Untersberg. Das Material wird in großen Blöcken aus dem Berg geschnitten.
Der Marmorsteinbruch am Untersberg. Das Material wird in großen Blöcken aus dem Berg geschnitten.

Stein gehört zu den ältesten von Menschen verwendeten Baustoffen. Seit Jahrtausenden wird auf und mit Stein gebaut, aus den ebenso beständig gleichen Gründen: Naturstein ist robust und unbrennbar, vielseitig bearbeitbar und ästhetisch schön.
Unweit der Landeshauptstadt werden seit Hunderten von Jahren ganz besondere Gesteine abgebaut: Der Untersberger und der Adneter Marmor sind wahrscheinlich Salzburgs älteste Exportschlager: Wer sich dazu auf historische Spurensuche begibt, wird schnell fündig: Quer durch Mitteleuropa, von Krakau über Wien bis nach Regensburg und Bonn finden sich Baudenkmäler und Kunstwerke, geschaffen aus Salzburger Stein. Selbst Otto von Bismarck wurde in einem Sarkophag aus Untersberger Marmor beerdigt. Warum war aber gerade der Salzburger Marmor so beliebt? "Künstler, Steinmetze und Bauherren aller Epochen haben das Material nicht ohne Grund gern verwendet", sagt Clemens Deisl, Geschäftsführer der Marmor-Industrie Kiefer in Oberalm, wo der Salzburger Marmor seit 1887 bearbeitet und weiterveredelt wird.

Ästhetik und Funktionalität des Marmors

"Sowohl der Untersberger wie auch der Adneter Marmor eignen sich - damals wie heute - hervorragend für eine Bearbeitung. Beide Steine sind außerdem in ihrer Farbgebung extrem variantenreich. Die Farbschattierungen reichen von zarten, hellen Weiß- und Gelb- bis hin zu dunkleren Brauntönen beim Untersberger Marmor, über eine breite Palette an Rot- und Rosatönen beim Adneter", erklärt Deisl. In Farbe und Struktur unterschiedlich, zeichnet alle Varianten aber eines aus: eine exzellente Polierfähigkeit. Unglaubliche 200 Millionen Jahre alt ist der rötliche Adneter, dessen eigentümliche Färbungen durch Eisenverbindungen entstanden sind. Ein wenig jünger noch ist der Untersberger, der "erst" auf 85 Millionen Jahre zurückblicken kann. Ganz streng genommen trifft auch die Bezeichnung Marmor auf beide Mineralien nicht zu. Eigentlich handelt es sich um sehr dichte Kalkgesteine.

Renaissance des Steins

Wie andere Naturwerkstoffe erlebt auch Stein und allen voran der Marmor nach einigen Hoch- und Tiefphasen derzeit wieder einen Aufschwung. Warum? "Marmor ist ein Material mit unverwechselbarem Charakter und von zeitloser Schönheit. Jeder Marmorblock ist ein Unikat mit einzigartiger Zeichnung und Färbung. Viele unserer Kunden schätzen das sehr und zudem auch den Einsatz eines heimischen Werkstoffs, seine ressourcenschonende Produktion und Verarbeitung. Denn auch Naturstein ist ein hochökologisches Material, vor allem dann, wenn die Transportkreisläufe klein bleiben", erklärt Clemens Deisl. Der Abbau des Gesteins erfolgt so sanft wie möglich: Die Gewinnung geht mit Seil- und Schrämsägen vonstatten, auf Sprengungen wird verzichtet. Weiterverarbeitet wird das Rohmaterial dann im Werk in Oberalm, wo von filigranen Ziergegenständen bis zu massiven Fassadenplatten (fast) alles gefertigt wird.

Der Marmor ist ein echter Alleskönner

Vor allem der Untersberger ist ein richtiges Multitalent: Nicht nur für Außenanlagen, Fassaden und Gärten, auch für den Wohnbereich bringt seine Beschaffenheit viele Vorteile: "Die dichte Struktur und die hohe Festigkeit machen den Kalkstein frost- und witterungsbeständig, sodass er sich sowohl für innen wie auch außen gut eignet", sagt Deisl. Durch das geringe Porenvolumen saugt der Stein kaum Wasser auf, was ihn auch für den Gebrauch in Küchen und Bädern extrem tauglich macht. Generell sind Natursteine auch sehr gute Wärmeleiter, weshalb sie sich vor allem in Kombination mit einer integrierten Heizung hervorragend als Böden eignen.

Mittleres Preissegment

Muss man sich Marmor leisten können? Deisl: "Nicht unbedingt: Der Steinmarkt teilt sich grob in drei Preiskategorien: Da gibt es einerseits importierte Ware, dann ein mittleres Preissegment, in dem wir uns mit dem Untersberger bewegen, der Adneter findet sich dann in der mittleren und oberen Preiskategorie. Nach oben hin sind da natürlich keine Grenzen gesetzt. Es gibt sehr seltene Materialien, die sehr schwierig zu bearbeiten sind. Steine, die besondere Einschlüsse, etwa Ammoniten oder andere schöne Versteinerungen, haben, sind natürlich auch wertiger und teurer."

Heimischer Markt

Der Absatzmarkt solle auch in Zukunft ein heimischer bleiben, erläutert Clemens Deisl die Firmenphilosophie: "Wir haben gar nicht die Ambition, uns auf dem internationalen Markt zu beweisen. Dafür können wir sehr genau auf die Wünsche unserer Kunden eingehen - und da ist vieles möglich."