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Immobilien als Investment: Der Wert steht im Fokus

Der heimische Investmentmarkt hat bis zum Ausbruch der Coronapandemie an Attraktivität gewonnen. Doch auch in Krisenzeiten bewährt sich die Immobilie als Wertanlage. Das Transaktionsvolumen im ersten Quartal ging aber deutlich zurück.

Gewerbliche Immobilien in attraktiver Lage sind für Investoren immer interessant, vor allem in Wien.
Gewerbliche Immobilien in attraktiver Lage sind für Investoren immer interessant, vor allem in Wien.

Das Investitionsvolumen in der Immobilienwirtschaft wuchs 2019 um 47 Prozent auf den Rekordwert von sechs Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte davon kam aus dem Ausland. Besonders stark war der Anstieg bei Großtransaktionen mit mehr als 100 Millionen Euro. Unter anderem deswegen steigt in Österreich die Nachfrage nach lokalen Real-Estate-Asset-Management-Leistungen, wie aus einer neuen Studie von Drees & Sommer, dem ÖVI und RICS hervorgeht.

Starkes Interesse internationaler Investoren

Die Wirtschaftsentwicklung in Österreich lag bis zum Beginn der Coronakrise über dem europäischen Durchschnitt. Die Zinsen stagnierten auf einem niedrigen Niveau, die Volatilität war gering. Diese Faktoren haben den österreichischen Immobilienmarkt 2019 maßgeblich getrieben und das Interesse internationaler Investoren gestärkt. Mehr als die Hälfte des Rekordinvestitionswerts von knapp sechs Milliarden Euro (plus 47 Prozent) kam 2019 aus dem Ausland.

Gerade die gesteigerte Präsenz internationaler Investoren führt zu einer erhöhten Nachfrage bei lokalen Real-Estate-Asset-Management-Leistungen. Wie es um dieses Marktsegment in Österreich steht, hat das Immobilienberatungsunternehmen Drees & Sommer gemeinsam mit dem Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) und der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) in der Studie "Real Estate Asset Management in Österreich 2020" analysiert. 120 Immobilien- und Asset-Manager wurden dafür kontaktiert.

Das Ergebnis: Wichtigster Markt- und Schauplatz für österreichische Asset-Manager ist Wien und dessen Umland, gefolgt von Deutschland, Polen, Ungarn und Tschechien. Die Leistungen des Real-Estate-Asset-Managements fokussieren sich in Österreich auf die Immobilienstrategie, An- und Verkauf sowie die Businessplanung und Bewertung. Bis auf Letzteres werden diese Aufgaben meist intern erbracht. Datenmanagement, Rechnungswesen oder Objektbetreuung werden jedoch klar als Aufgaben eines Immobilienverwalters gesehen und in der Regel extern vergeben. "Dies zeigt auch deutlich die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Asset-Management und Immobilienverwaltung als integrierte Immobilienwertschöpfungskette", erklärt Georg Stadlhofer, Geschäftsführer bei Drees & Sommer Österreich.

Aufmerksamkeit für Klimaschutz und Nachhaltigkeit deutlich gestiegen

Der österreichische Markt für Asset-Management-Leistungen unterscheidet sich damit von internationalen Märkten, in denen Asset-Manager ein breiteres Leistungsspektrum abdecken. "Aufgrund der durchaus
unterschiedlichen Herangehensweisen in anderen Märkten bemerken wir gegenüber internationalen Investoren einen erhöhten Erklärungsbedarf hinsichtlich der Leistungen des Asset-Managements und der Immobilienverwaltung in Österreich", erklärt Stadlhofer.

Mit der erhöhten Nachfrage steigen auch die Anforderungen an das lokale Real-Estate-Asset-Management. 75 Prozent der Befragten geben an, dass in diesem Segment in Österreich neue Kompetenzen und Leistungen aufgebaut werden müssen. Insbesondere in den Bereichen Businessplanung & Controlling und Strategie. Außerdem ist die Aufmerksamkeit für die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft 2019 deutlich gestiegen. Waren 2018 noch 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich die Branche zu wenig mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige, waren es 2019 bereits 67 Prozent.

Corona: Rückgang des Investitionsvolumens von rund 40 Prozent

Der österreichische Markt für großvolumige Immobilieninvestments ist jedenfalls bis zur Coronakrise gut ins Jahr 2020 gestartet. Im ersten Quartal wurde laut Zahlen des Market Research der EHL-Gruppe ein Transaktionsvolumen von fast 500 Millionen Euro erreicht, davon entfiel der Großteil auf Jänner und Februar. Im März gab es hingegen wegen der Anticoronamaßnahmen einen starken Rückgang der Transaktionstätigkeit, wenn auch kein völliges Ende der Investmentaktivitäten.

Im Gesamtergebnis bedeutet das einen Rückgang des Investitionsvolumens von rund 40 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahrs. Bis zum Ausbruch der Coronakrise hat der Investmentmarkt nahtlos an die Performance des vergangenen Jahres anschließen können, sowohl was das Volumen als auch das Preisniveau anbelangt.

Die Spitzenrenditen entwickelten sich bei Büroobjekten in Richtung 3,0 Prozent, für Spitzenobjekte mit sehr langen Mietverträgen liegen sie zum Teil sogar darunter, im Bereich Einzelhandel liegen sie bei vier Prozent. Auch im quantitativ mittlerweile sehr bedeutenden Segment Wohnen (Neubau und Zinshäuser) wurden stabile bis leicht sinkende Renditen erzielt.

"In welchem Ausmaß die Coronakrise Marktvolumen und Immobilienpreise beeinflusst hat und noch beeinflussen wird, lässt sich derzeit nicht mit hinreichender Sicherheit abschätzen", erklärt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting GmbH: "Sicher erscheint allerdings, dass es eine spürbare Spreizung der Risikoaufschläge geben wird, das heißt, die Renditeunterschiede zwischen Spitzenobjekten und weniger guten Objekten werden deutlich größer werden."

Der wichtigste preisbestimmende Faktor werde dabei die Qualität der Mietverträge (Mietniveau, Restlaufzeit, Bonität der Mieter) sein. Zu den herausragenden Transaktionen des ersten Quartals zählten der Verkauf des Wohnbauprojekts "Max & Moritz" in der Erlaaer Straße in Wien an einen von der Münchner Wealthcore Investment Management GmbH verwalteten Spezialfonds sowie der Verkauf eines langfristig vermieteten Büroobjekts in der Brehmstraße an einen luxemburgischen Immobilienfonds. Die bedeutendste Transaktion im Retailsegment war der Verkauf zweier Baumärkte in Wiener Neustadt und Langenzersdorf an einen Privatinvestor.