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Die Baupreise bleiben weiterhin auf hohem Niveau

Baustoffe wurden um bis zu hundert Prozent teurer, nicht immer nachvollziehbar, etwa beim Holz. Den Ärger der Kundinnen und Kunden bekommen Baufirmen und Zimmerer ab.

Baumaterial, auch Holz, bleibt weiterhin teuer.
Baumaterial, auch Holz, bleibt weiterhin teuer.

Vor einem Jahr war die Branche noch optimistisch. Die Pandemie habe einiges durcheinandergerüttelt, viel Zeit zu Hause habe vielfach das Bedürfnis geweckt, das Heim neu zu gestalten. Engpässe waren die Folge, beim Material wie bei den Handwerkern. Das gibt sich wieder, sagten diese, auch die Preise würden sich wieder einrenken.

Womit niemand rechnete, war der Krieg in der Ukraine, und dass die Strom- und Energiepreise ständig neu durch die Decke gehen, hatten auch nur wenige auf dem Radar. So kam, was kommen musste: Alles wurde teurer, manche Bauunternehmer erstellen keine Kostenvoranschläge mehr oder garantieren die Preise nur für 14 Tage. Aus der Baubranche ist nahezu einhellig zu hören: Handschlagqualität, die gibt's nicht mehr.

Die Teuerungen werden vorrangig mit den hohen Energiekosten begründet. Bei Ziegeln beispielsweise, die für die Herstellung 1000 Grad Hitze brauchen. Oder bei Zement. Heimo Berger, Geschäftsführer der Leube Gruppe, stellt fest: Extrem gestiegene Kosten für Strom und Gas und dazu teurer Dieselkraftstoff kamen unerwartet, zwangen jedoch zu einer Preiserhöhung von zehn Prozent für Zement und Beton. Berger rechnet aufgrund der weiter steigenden Energiepreise mit einer weiteren Preiserhöhung von rund 15 Prozent für 2023. Ab 2025, wenn laut EU die bisherige "Gratiszuteilung" der CO2-Zertifikate für die Branche wegfällt und die Zementindustrie massiv in Anlagetechniken investieren wird müssen, werden die Preise weiter steigen, stellt Berger in Aussicht.

Kein Holz im Holzland Österreich

Doch wie ist das beim Holz? In Österreich wächst mehr, als verbraucht wird, genau genommen werden nur 89 Prozent des Zuwachses geerntet, im Sinne der Nachhaltigkeit, wie Thomas Leitner von der Landwirtschaftskammer Österreich betont. Warum gab es hier Preissteigerungen im hohen zweistelligen Bereich? Das liegt unter anderem daran, dass zuletzt die Rundholzpreise aufgrund des Borkenkäferbefalls im Keller lagen. Die Preise stiegen also von sehr niedrigem Niveau und nach Aufarbeitung des Schadholzes verringerte sich das Angebot, die Nachfrage seitens der Sägewerke stieg jedoch, so auch die Preise.

Dazu kam, dass Holzverarbeiter in den vergangenen Jahren ihre Lager reduziert hatten. Der Corona-Bauboom und die gesteigerte Nachfrage führten zu Lieferengpässen. Im Moment stagniere der Markt, betont Thomas Leitner, die Sägewerke und Schnittholzlieferanten haben aus der Vergangenheit gelernt und sind gut bevorratet. Die Nachfrage nach Schnittholz habe mittlerweile insgesamt nachgelassen.

Oskar Beer von der HHH Holz & Bau GmbH stört genau das: Langjährige Partnerschaften mit Lieferanten seien aufgelöst, weil andere Importmärkte, etwa die USA, mehr Umsatz versprachen. Die zuvor erwähnte Handschlagqualität habe gelitten, weil man als Bauunternehmer zwischendurch nicht wusste, wer einen noch belieferte. "Wir Zimmerer hängen dazwischen. Wir können mit unseren Kunden keinen Preis vereinbaren und nach 14 Tagen sagen: Es wird jetzt doch um zehn Prozent teurer."

Zudem müsse man immer wieder das Preisgebaren der Holzlieferanten rechtfertigen, denn so wirklich versteht man die Preise nicht, wenn doch genügend Rohstoffe im Land vorhanden sind. Thomas Leitner von der Landwirtschaftskammer hingegen sagt: "Im Prinzip handelt jeder auf der Welt nach den Bedingungen des Marktes, jeder möchte ein Einkommen erwirtschaften und wird daher nicht unter den Produktionskosten verkaufen."

Der Sägerundholzpreis stagniert und ist bereits rückläufig, für die Waldbauern war die Hochpreisphase jedenfalls zu kurz, um vorherige Verluste durch Borkenkäferschäden sowie gestiegene Energie-, Betriebs- und Lohnkosten auszugleichen, betont Leitner. Wobei: Ausgegangen ist diese Preisrally vom Schnittholz, und wegen der oligopolartigen Abnehmerstruktur sind es freilich nicht die Waldbesitzenden, die von der Preiserhöhung profitieren konnten.

Die österreichische Holzindustrie verzeichnete jedenfalls 2021 den höchsten Umsatz aller Zeiten. Der Zimmermeister Oskar Beer rechnet damit, dass die Holzpreise, die zuvor um bis zu hundert Prozent gestiegen sind, zwar wieder sinken werden, ein Plus von 30 Prozent zum Vorkrisenniveau werde vermutlich bleiben.

Teuerung: Erinnerungen an die Euroeinführung

Irgendwie fühlt es sich an wie damals, als der Euro kam. Alles wurde irgendwie teurer, argumentiert wurde aber mit: Ist nur gefühlt so. Dann zeigte sich, dass Preise für Kaffeehaus- oder Friseurbesuche, Brot, Autoreparaturen oder Eintrittskarten für Sportveranstaltungen doch ungewöhnlich stark gestiegen sind. Ob die Situation vergleichbar ist mit der aktuellen? Beim VKI erklärt man, dass dies erst in einigen Jahren festgestellt werden könne, ob Preiserhöhungen, etwa bei Baumaterial, gerechtfertigt waren oder ob Unternehmen nur "die Gunst der Stunde" für Preiserhöhungen nutzten. Nachsatz des Zimmerers Oskar Beer: Genauso wenig, wie man die Teuerungen beim Holz verstehe, seien die Strompreise zu begreifen, nachdem es immer heiße, in Österreich werde Strom aus Wasserkraft erzeugt.

Insgesamt wird Bauen merklich teurer und für manche nicht mehr finanzierbar. Dazu kommt, dass ab sofort Wohndarlehen nur mehr gewährt werden, wenn ein Eigenkapital von 20 Prozent vorhanden ist. Die Kreditrate darf zudem maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmachen. Wohnraum für Familien, der am freien Markt in der Stadt Salzburg erst bei 500.000 Euro beginnt, bleibt damit für viele Menschen nur ein Traum.

Der für manche dann doch in Erfüllung geht, wie Baumeister Peter Dertnig immer wieder feststellt: Bauen sei teurer geworden und dennoch gebe es die jungen Paare, die ihr Eigenheim beziehen, inklusive eines elektrischen Rolltors und frisch verlegten Rollrasens, sagt er schmunzelnd. Auch er glaubt, dass die hohen Preise für Baumaterial bleiben werden. Nicht nur das: "Wir von der Bauinnung gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr Lohnerhöhungen im zweistelligen Bereich haben werden." Die Preisschraube drehe sich schneller und schneller, für die Arbeitnehmer bleibe weniger übrig. Nachsatz: Statt Energiehunderter zu verteilen, solle man die Lohnnebenkosten reduzieren.

Bei ihm sind die Auftragsbücher bis Ende nächsten Jahres gut gefüllt, insbesondere die Hotellerie investiere wieder, während der Wohnbau aufgrund der enormen Preise für Grund und Boden auf Eis liege. Dennoch befürchtet Baumeister Dertnig eine Konkurswelle in seiner Branche, da mit den Corona-Hilfsprogrammen vieles nur aufgeschoben wurde. Die Teuerungen beim Baumaterial kann er ebenfalls nicht immer nachvollziehen, vor allem beim Holz. Bei Bitumen gab es im Mai sogar Bestellstopps, zwei Mal wurden in dieser Zeit die Preise erhöht. Wienerberger habe über sein bestes Jahr gejubelt, Dertnig musste auf Holzbeton ausweichen, weil keine Ziegel lieferbar waren. Auch die Voest feierte ein Rekordjahr. "Und bei uns?", fragt Peter Dertnig. "Wir machen zwar mit hohen Preisen mehr Umsatz, aber weniger Gewinn. Nutznießer des Ganzen sind die Großen, aber nicht wir."