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Betreuung daheim: Auf "Toni"ist Verlass

Die meisten Menschen möchten so lang wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben. Assistenzsysteme wie "Toni" von Siblik helfen dabei und geben Sicherheit.

Smart Home ist inzwischen in aller Munde. Damit kann man in erster Linie die Haustechnik, von der Heizung über die Beleuchtung bis hin zur Alarmanlage, steuern. „Toni“ überwacht hingegen nicht aktiv die Bewohner, etwa mit Kameras, sondern erkennt anhand von vordefinierten Abläufen, ob es zu Ungereimtheiten kommt, und verständigt dann Verwandte oder Nachbarn.
Smart Home ist inzwischen in aller Munde. Damit kann man in erster Linie die Haustechnik, von der Heizung über die Beleuchtung bis hin zur Alarmanlage, steuern. „Toni“ überwacht hingegen nicht aktiv die Bewohner, etwa mit Kameras, sondern erkennt anhand von vordefinierten Abläufen, ob es zu Ungereimtheiten kommt, und verständigt dann Verwandte oder Nachbarn.

Auch wenn Zeiten wie diese gerade alles auf den Kopf stellen, so bleiben doch einige Verhaltensweisen stabil. Vor allem ältere Menschen haben in der Regel einen Tagesablauf, der sich wenig ändert. Das schafft für die Menschen eine gewisse individuelle Sicherheit und gibt Halt in unsicheren Zeiten.

Solche Tagesabläufe können auch von technischer Seite her im Sinne der Betroffenen genutzt werden. Denn Smart Home ist zwar in aller Munde, aber wann, wo und wie die Technologie eingesetzt wird, braucht noch einen langen Diskussionsprozess. Eine Anwendung ist, ältere Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen, zu schützen und im Zweifelsfall Alarm zu schlagen. Das kann moderne Elektrotechnik, die Frage ist immer, wie sie eingesetzt wird, ohne dass daraus eine Totalüberwachung der Menschen wird. "Was heute mit moderner Elektrotechnik möglich ist, kann man bei richtiger Planung gezielt im Sinne älterer Menschen einsetzen", sagt Norbert Ahammer, Geschäftsführer der Wiener Firma Siblik, die sich mit Smart-Home-Lösungen beschäftigt. Denn die meisten Menschen wollen so lang wie möglich in den eigenen vier Wänden leben, brauchen aber verschiedene Hilfestellungen. Ahammer: "Wir werden immer älter und in Zukunft wird Ambient Assisted Living - also Systeme, die selbstbestimmtes Leben im Alter erleichtern - an Bedeutung gewinnen."

Toni - der 24-Stunden Assistent

Sein Unternehmen hat deshalb "Toni" entwickelt, ein System, das Auffälligkeiten im Tagesablauf registriert und meldet. Siblik setzt dabei auf ein Bussystem namens KNX. "Das ist quasi eine gemeinsame Sprache von 8000 zertifizierten Produkten von mehr als 500 namhaften Herstellern", erklärt Ahammer. "Die Produkte an sich sind nicht neu. Bisher war es mit dem KNX-System möglich, die gesamte Elektroinstallationstechnik zu bedienen sowie Klima, Lüftung, Heizung und Haushaltsgeräte in die Hausautomatisierung einzubinden." Was bislang fehlte, war eine Unterstützung, die es ermöglichte, definierte Logiken zu erkennen und Informationen zu verteilen. Genau das hat Siblik nun für die Betreuung von Menschen entwickelt und setzt für eine solche definierte Logik etwa auf fixe Tagesabläufe.

"Toni", so der Name des Systems, ist ein 24-Stunden-Assistent, der an die jeweiligen Lebensumstände und Routinen der Bewohner angepasst und auf sie eingestellt werden kann. Berücksichtigt werden Tagesabläufe, Prioritäten und Aktivitäten des Tags beziehungsweise der Nacht sowie individuelle Gewohnheiten und Erfahrungswerte. "Andere Assistenzsysteme sind oft von einem Hersteller abhängig und damit Insellösungen, ,Toni' dagegen ist herstellerunabhängig", erklärt der Experte. Solange die Komponenten mit dem KNX- System kompatibel sind, können sie jederzeit auch ausgetauscht werden.

Toni erkennt Auffälligkeiten und holt bei Bedarf Hilfe

Die konfigurierten und automatisierten Abläufe spielen sich alle im Hintergrund ab, eine Überwachung im Zuge von Kameraaufzeichnungen findet nicht statt, "wir wollen ja nicht in die Privatsphäre der Menschen eindringen", sagt Ahammer. Vielmehr werte "Toni" laufend die etwa von Wandmeldern aufgezeichneten Bewegungsmuster aus und melde Unstimmigkeiten, Veränderungen oder fehlende Bewegungen umgehend den definierten Personen, etwa Verwandten oder Nachbarn. Zum Einsatz kommen dabei intelligente Sensoren und Bewegungsmelder im gesamten Wohnbereich, mit denen Veränderungen in den Alltagsroutinen älterer und/oder hilfsbedürftiger Menschen erkannt werden. Ahammer: "Zusätzliche Sicherheit bieten auch spezielle Bodentrittmatten oder Matratzenunterlagen, die das Schlafverhalten oder Unruhephasen registrieren." Alarm und Verständigung der Bezugspersonen werden passiv ausgelöst. Hat der Bewohner beispielsweise die Alarmuhr nicht bei der Hand - etwa nachts oder im Bad - und registriert "Toni", dass tagsüber kein Wasser aufgedreht wurde, dann werden die vorher definierten Personen automatisch verständigt. Das passiert auch, wenn ein Bewohner stürzt, längere Zeit keine Bewegungen im Wohnbereich registriert werden oder das Wasser länger als gewohnt läuft.

"Jeder hat bestimmte Verhaltensabläufe", erklärt der Siblik-Chef. "Wenn jemand beispielsweise in der Früh aus dem Bett aufsteht und dann innerhalb von einer Viertelstunde weder das Licht im Bad angeht noch das Wasser aufgedreht wird, dann registriert und reagiert ,Toni' darauf in einem vorher definierten Ablauf." Der Assistent kann auch so programmiert werden, dass beim Verlassen der Wohnung etwa immer alle Stromverbraucher ausgeschaltet werden.

All diese Abläufe und Konsequenzen, sollte es zu Ungereimtheiten kommen, müssen natürlich im Vorfeld mit der betreffenden Person abgestimmt werden. "Es geht auch nicht darum, exakte Abläufe zu programmieren, sondern darum, Auffälligkeiten zu entdecken und dadurch Hilfe auszulösen", sagt Ahammer.

Grundsätzlich sei "Toni" ein passives System. Ahammer: "Aktive Hilfe, wie es das schon von Robotern gibt, bieten wir nicht." Und "Toni" ist derzeit auch noch kein selbstlernendes System. Sämtliche Abläufe werden nach Absprache von einem Siblik-Experten programmiert und auch nachjustiert. Dass "Toni" später einmal mit künstlicher Intelligenz ausgestattet werde, sei aber durchaus möglich. Ahammer empfiehlt unabhängig davon IT-affinen Personen, sich spezielle Apps aufs Handy zusätzlich herunterzuladen, etwa Erinnerungen an bestimmte Medikamenteneinnahmen.

Was braucht es an Technik für ein solches System?

Grundsätzlich wäre es in einem Neubau ohnehin sinnvoll, Leerverrohrungen durchzuführen, auch zu Fenstern, Rollläden etc. Im Altbau seien Funklösungen praktikabler, sagt Ahammer. Einsetzbar für "Toni" sind beispielsweise KNX-zertifizierte Nachtlichter, Bewegungsmelder, Rauchmelder oder Sensoren, etwa unter Teppichen. Das System und die Daten bleiben in der Wohnung auf einem eigenen Steuerungsgerät gespeichert, nicht in einer externen Cloud. Damit sei gewährleistet, dass kein Fremder zugreifen könne.