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Baumaterialien: Starker Trend zur Nachhaltigkeit

Nachhaltige Baustoffe gibt es seit Jahrhunderten. Doch viel von diesem Wissen ist verloren gegangen. Jetzt folgt die Renaissance, verbunden mit neuen Technologien.

Holz als Baustoff oder Ton als Wandoberfläche sorgen für gesundes Wohnen mit nachhaltigen Materialien.
Holz als Baustoff oder Ton als Wandoberfläche sorgen für gesundes Wohnen mit nachhaltigen Materialien.
Holz im Innenraum.
Holz im Innenraum.

Nachhaltigkeit, das ist ein Begriff, der derzeit in aller Munde ist. Oft wird er falsch verwendet, nämlich bloß als Ersatz für "dauerhaft" oder "anhaltend". Wer sich jedoch mit Nachhaltigkeit beschäftigt, denkt anders. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Forstwirtschaft: Man entnimmt nur so viel, wie wieder nachwächst. Es gibt auch andere Definitionen: Jede Generation soll so leben und ihre Entscheidungen so treffen, dass auch die nachfolgende Generation in ihrer Art leben und Entscheidungen treffen kann.

Nachhaltige Baumaterialien schon Jahrhunderte alt

Gerade beim Bauen ist das Thema Nachhaltigkeit inzwischen in den Fokus gerückt. Interessant dabei ist, dass vieles von dem, was nun als "neu" präsentiert wird, schon Jahrhunderte alt ist. Holz als Baustoff, Lehmputze, Stroh und anderes waren schon früher gängige Baustoffe. Allerdings weniger aus Gründen des Umweltschutzes (damals gab es nicht einmal diese Bezeichnung), sondern weil man mit jenen Materialien, die vor Ort vorhanden waren, auskommen musste und mit dem Wissen von Generationen gebaut und gelebt hat.

Cradle-to-Cradle-Prinzip: Bis zum Ende durchdenken

Geht es um natürliche und damit nachhaltige Baustoffe, muss die Betrachtung auf dem sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzip erfolgen. Quasi von der Wiege zur Wiege muss beispielsweise die Einschätzung, ob ein Gebäude auch tatsächlich nachhaltig ist, mehr sein als bloß die Errichtung. Es geht um die Baustoffe an sich, deren Zusammensetzung, Transportwege zur Baustelle und Energieeinsatz ebenso wie die Betrachtung der "Lebenszeit" des Gebäudes inklusive Wartung, Energieverbrauch etc. Und schließlich geht es am Ende der "Lebenszeit" um den Abbruch und die Verwertung der Baustoffe. Kaum ein Bauträger denkt das derzeit bis zum Ende durch, meist hört die Betrachtung bei den Baustoffen und dem Energieverbrauch im Betrieb wieder auf.
Doch was nützt der energiesparendste Baustoff, wenn er am Ende seiner "Lebenszeit" als teurer Sondermüll entsorgt werden muss, weil die verwendeten Materialien stofflich nicht mehr voneinander zu trennen sind?

Regionalität spielt eine große Rolle

Da kommt, besonders in Salzburg, aber natürlich auch in Österreich und Mitteleuropa das Thema Holz ins Spiel. Neue Technologien machen es möglich, auch Hochbauten aus Holz zu bauen, Beispiele dafür entstehen gerade in großen Städten wie Wien oder Berlin. Holz als Baustoff hat viele Vorteile: Es verkürzt die Bauzeit auf die Hälfte, es hat ein um zwei Drittel geringeres Gewicht und verringert dadurch die Zahl der Lkw-Fahrten bei der Errichtung erheblich.

Holz als nachhaltiger Baustoff

Und vor allem: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der als Baustoff und als CO2-Speicher gleichermaßen dient, jeder Kubikmeter Holz bindet eine Tonne davon. Je länger das Holzhaus steht, desto länger bleibt der Kohlenstoff gebunden und entweicht nicht in die Atmosphäre. Und es kann durchaus Jahrhunderte dauern, bis ein Holzbau am Ende seines Lebenszyklus angelangt ist. Selbst dann besteht noch die Möglichkeit des Recyclings und der Wiederverwertung. Im Waldland Österreich und mit dem Know-how etwa des Holzclusters in Salzburg werden sich da noch viele neue Techniken ergeben.

Lehm wieder neu entdeckt

Das gilt auch für andere Baustoffe, etwa Lehm. Auch das ist ein Material, das schon vor Jahrhunderten verwendet wurde. Nun entdeckt man die natürlichen Eigenschaften wieder. Das trifft auch auf Ton zu. Der Baubiologe Harald Weihtrager hat durch physikalische Bearbeitung von Ton ein Produkt entwickelt, das, wenn auf der Wandoberfläche aufgetragen, eine entkeimende Wirkung aufweist. Das beugt in Wohnräumen Schimmelbefall vor und ist wirksam gegen Bakterien und Viren. Besonders an diesem Ton ist nicht nur die Keimfreiheit, als Raumoberfläche kann er außerdem Schadstoffe aus der Luft eliminieren und die Luftfeuchte stark ausgleichen. "Wir hoffen, noch zusätzlich Rezepturen zu finden, mit denen vor allem die Virenlast gedrückt werden kann", sagt Weihtrager.