SN.AT / Leben / Wohnen

Aufräumen nach dem Wasser

Schlamm, Müll, nasse Mauern: Was nach dem Hochwasser zu tun ist. Schutzmaßnahmen können helfen, einen Schaden abzuwenden. Das gilt auch in Nicht-Hochwasser-Gebieten.

Nach der Flut kommt das große Aufräumen. Vor allem muss das Mauerwerk trockengelegt werden.
Nach der Flut kommt das große Aufräumen. Vor allem muss das Mauerwerk trockengelegt werden.
Auch historische Gebäude wie Schloss Schwertberg können geschützt werden.
Auch historische Gebäude wie Schloss Schwertberg können geschützt werden.

Die Bilder vor allem aus Hallein und dem Pinzgau vom vergangenen Wochenende sind noch frisch. Für die Betroffenen wird das noch länger so bleiben. Denn nun geht es ans Ausräumen und Renovieren.


Die ersten Schritte nach einem Wassereintritt

Doch wie geht man damit um? "Als Erstes sollte man den Keller auspumpen und die Versicherung kontaktieren", rät Martin Wegscheider, Techniker beim Brand- und Wasserschadensanierer Mibag: "Das betrifft die Gebäude- und Hausratsversicherung, die hat aber erstaunlicherweise nicht jeder. Denn alles, was jetzt noch im Keller ist, ist Müll." Kann eine falsche Sanierung noch mehr Schaden anrichten? "Ich empfehle, eine Fachfirma zu kontaktieren, die dann Wände und Estrich trockenlegt", sagt Wegscheider. Ein Problem ist der Schlamm, wenn er trocknet, kann er hart wie Beton werden. Das ist vor allem für den Estrich schlecht. "Wir müssen manchmal sogar wieder Wasser einleiten, um den Schlamm aufzulösen", erzählt der Experte. Sind Wasser, Schlamm, Möbel etc. entfernt, geht es um die Sanierung des Estrichs, denn auch darunter findet sich oft Schlamm. "Manchmal muss man den Estrich rausreißen, meist kommen wir aber mit anderen Methoden durch." So werden Löcher gebohrt und die darunter liegende Dämmschicht gespült, bis alle Reste entfernt sind. Wegscheider: "Wichtig ist dann die Desinfizierung der Schicht." Denn im Schlamm finden sich Keime und oft genug auch Fäkalien, die etwa durch den Kanal heraufgedrückt wurden. Das vermischt sich dann mit normalem Niederschlagswasser." Ist eine komplette Schlammlawine eingedrungen, dann müssen der Estrich und auch der Putz auf Rohbaustatus herausgerissen werden. Die Spülung unter dem Estrich funktioniert vor allem bei neueren Häusern, wo zum Beispiel Dämmplatten verwendet wurden. Diese kann man spülen, danach wird trockene Luft aus einem Absorptionstrockner hineingeblasen, bis die Feuchtigkeit verschwunden ist. Ältere Dämmungen und Schüttungen in Altbauten sind problematischer. "Zum Beispiel in Hallein wird man da Schlacke oder auch Schutt finden."

Wenn der Estrich sauber und getrocknet ist und die Löcher sowie Randfugen verschlossen sind, sollte man auch nichts mehr riechen, sagt der Experte. Auch die Wände müssen getrocknet werden. Putz zieht die Feuchtigkeit an und fällt dann teilweise runter. Hält er, kann durch den Kapillareffekt die Feuchtigkeit über die Oberfläche mittels Trocknern entfernt werden. Es komme aber immer darauf an, was genau geschehen sei, sagt Wegscheider. Denn es macht ebenso einen Unterschied, ob das Wasser fünf Zentimeter hoch gestanden ist oder raumhoch, wie auch, ob es sich um reines Wasser aus den Niederschlägen oder Schlamm durch eingedrungenes Hochwasser handelt.

Trockenlegung nach Wasser- und Schlammenftfernung

Ist die Feuchtigkeitsquelle weg, lassen sich Böden und Wände mit Kondenstrocknern trockenlegen. In bestimmten Fällen eignen sich auch Infrarotplatten oder Heizstäbe, das kommt auch auf das Mauerwerk an. Gerade alte Mauern saugen von außen noch Flüssigkeit an. "Früher hat man für Keller Mischmauerwerke verwendet, also Gestein, Putz, Ziegel oder auch Abfälle. Heute werden Keller meist betoniert und bilden eine wasserdichte ,weiße Wanne', Wasser kann dann nur über einen Kellerschacht oder die Stiege eindringen."

Egal, welches Material, die Feuchtigkeit sollte so rasch wie möglich beseitigt werden, denn wenn sich der Keller in eine "Tropfsteinhöhle" verwandelt, besteht massive Schimmelgefahr. "Das wird gerade jetzt mit der dampfigen Außenluft noch schlimmer", sagt Wegscheider. Er macht aber den Betroffenen Hoffnung: "Wegreißen muss man in der Regel nichts."

Schutzmaßnahmen gegen eindringendes Wasser

Empfehlenswert wäre es, sich gegen ein Eindringen von Wasser oder Schlamm vorbeugend zu schützen. "Dafür gibt es verschiedene Systeme", sagt Arno Mitterdorfer, der mit seiner Firma IMT aus Osttirol diesbezüglicher Spezialist ist. Er weist vor allem auf die Schwachstelle Kellerfenster hin. Es gibt inzwischen spezielle zertifizierte Hochwasserfenster, die eine vorgegebene Dichtigkeit auch bei starkem Wasserdruck aufweisen. "Das empfehle ich nicht nur Bewohnern von Hochwassergebieten, sondern eigentlich jedem, der einen Keller hat", sagt Mitterdorfer: "Denn oft reicht schon ein Starkregen, im Kellerschacht kann das Wasser nicht schnell genug abrinnen und schon dringt es beim Fenster ein." Solche Fenster sind für den Laien auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, sie bieten gewohnte Dreh-/Kippfunktionen an und verfügen über eine Wärmedämmverglasung. "Sie helfen schon bei Starkregen, Schneeschmelze oder Oberflächenwässern", sagt der Experte.

Ein anderer Schwachpunkt abseits roter und gelber Schutzzonen sind die Garageneinfahrten. "Die Gullys sind für größere Wassermengen meist nicht ausgelegt", weiß Mitterdorfer. Schottsysteme können hier ein Eindringen verhindern. Und auch die Grundwassersituation sei abzuklären, weil Wasser bei steigendem Grundwasserspiegel von unten in die Kellerschächte gedrückt werde. Mitterdorfer: "Heute baut man Keller mit wasserdichtem Beton, dann sollten auch die Fenster entsprechend dicht sein."

Für jene, die in gefährdeten Gebieten leben, bietet sich noch eine Reihe weiterer Schutzsysteme an, meist Steckschotten, die auch in Lamellenform erhältlich sind. Sie können in kurzer Zeit Türen, Tore oder Fenster gegen die Fluten schützen. Die Bandbreite geht dabei von Dammbalken für Tore, über Klappschotten für Garagen bis hin zur Abdichtung von Lüftungsöffnungen.