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Auch in Deutschland steigen die Mieten

Aufhebung des "Mietendeckels" erhöhte Angebot um 20 Prozent. Teuerstes Pflaster bleibt München mit durchschnittlich 16 Euro pro Quadratmeter.

Auch der Immobilienmarkt in Berlin zieht seit Jahren stark an.
Auch der Immobilienmarkt in Berlin zieht seit Jahren stark an.

Der Kostenanstieg fürs Wohnen ist nicht nur ein österreichisches Phänomen, sondern ist auch international zu verzeichnen. So zeigt etwa für das erste Quartal 2021 das "ImmoScout24 WohnBarometer" deutschlandweit eine Steigerung der Mietpreise für Bestandswohnungen um 1,8 Prozent und damit die stärkste Quartalsentwicklung der vergangenen fünf Jahre. Seit dem zweiten Quartal 2018 hatte diese teilweise deutlich unter 1,4 Prozent pro Quartal gelegen. Im Jahresvergleich boten Anbieter Bestandsmietwohnungen um 3,0 Prozent teurer an.

Neubauwohnungen zur Miete erlebten mit 2,1 Prozent im ersten Quartal und 5,3 Prozent im Jahresvergleich noch stärkere Preiszuwächse. Im Neubau zogen die Mietpreise ebenfalls deutlicher an als in den vier Quartalen im vergangenen Jahr. In absoluten Preisen lagen die Angebotsmieten im Neubau im März 2021 bundesweit bei 9,58 Euro pro Quadratmeter und damit über den Bestandsmieten mit 7,18 Euro pro Quadratmeter.

"Deutschlandweit übersteigt die Nachfrage nach Mietwohnungen das Angebot deutlich. Das erklärt, warum die Angebotsmieten nach wie vor deutlich anziehen", sagt Geschäftsführer Thomas Schroeter. Die zukünftige Preisentwicklung schätzt er so ein: "Wir gehen daher davon aus, dass die Mietpreise für Bestandswohnungen in den nächsten Monaten im gesamtdeutschen Mittel um 2,5 Prozent und im Neubausegment sogar um 4,3 Prozent steigen werden."

In Köln etwa stiegen die angebotenen Mietpreise von Bestandswohnungen im ersten Quartal 2021 mit 2,0 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2020 am stärksten, dicht gefolgt von Frankfurt am Main mit 1,9 Prozent und Berlin mit 1,7 Prozent. In allen drei Metropolstädten zogen damit die Angebotsmieten deutlich stärker an als in den Quartalen des Vorjahres.

In der Bundeshauptstadt Berlin und der Rheinmetropole Köln liegen die Angebotsmieten im Bestand trotz der dynamischen Preisentwicklung im Vergleich zu den übrigen Metropolen noch auf einem relativ moderaten Niveau. Mit 10,01 Euro in Berlin und 10,70 Euro in Köln rangieren die Quadratmeterpreise am unteren Ende des Metropolenvergleichs. Das teuerste Pflaster der Top 5 bleibt München. Für eine Mietwohnung im Bestand verlangen Vermieter im Durchschnitt 15,95 Euro pro Quadratmeter. Nach Preiskorrekturen zu Beginn des Jahres 2020 stiegen die Angebotsmieten dort im ersten Quartal 2021 um 1,3 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2020 an.

Das Angebot von Berliner Mietwohnungen stieg seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, mit dem der sogenannte Mietendeckel abgeschafft wurde, um 8,6 Prozent und auch die Angebotsmieten zogen an.

Das Bundesverfassungsgericht hat das Gesetz zur Mietenbegrenzung im Wohnungswesen in Berlin ("Mietendeckel") am 15. April 2021 für verfassungswidrig erklärt. Seit der Gerichtsentscheidung stieg das Angebot für Mietwohnungen mit Fertigstellung vor 2014 bis Ende April um bis zu 20,5 Prozent an. Knapp drei Wochen nach dem Urteil lag es am 3. Mai weiterhin um 8,6 Prozent über dem Niveau des 15. April. Die öffentlichen Wohnungsgesellschaften boten mit durchschnittlich sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter die günstigsten Bestandsmietwohnungen mit Baujahr vor 2014 in Berlin an. Privatwirtschaftliche Wohnungsgesellschaften lagen mit durchschnittlich acht bis neun Euro nur leicht darüber. "Es ist gut, dass Berlin durch das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts endlich wieder Rechtssicherheit hat. Wir hoffen, dass sich das Angebot an Bestandsmietwohnungen nun wieder erholen wird. Dazu sehen wir knapp drei Wochen nach der Entscheidung bereits erste Tendenzen", sagt Schroeter.

Für Frankfurt am Main und München zeigt das "WohnBarometer" für neu gebaute Wohnungen, dass das Mietniveau im ersten Quartal bei 0,3 Prozent stagnierte. In Berlin hingegen stiegen die Angebotsmieten im Neubau, definiert als nicht älter als zwei Jahre, mit 3,5 Prozent gegenüber den anderen Metropolen am stärksten an. Auch in Köln und Hamburg sind Neubauwohnungen zur Miete 1,9 bzw. 1,1 Prozent teurer angeboten worden als noch im vierten Quartal 2020. München ist auch bei den Neubaumieten einsamer Spitzenreiter mit durchschnittlich 18,40 Euro. Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main liegen mit 13,76 Euro, 13,55 Euro und 13,25 Euro relativ gleich auf. Köln ist mit 12,12 Euro bei den Neubaumieten die günstigste der fünf analysierten Metropolen. Für Berlin erwarten die Experten mit 5,6 Prozent in den kommenden zwölf Monaten die stärksten Preiszuwächse bei den Neubaumieten. Auch für Köln prognostiziert das "WohnBarometer" einen Anstieg der Angebotsmieten im Neubau um 4,0 Prozent. In Frankfurt werden die Mietpreise für Neubauwohnungen mit 2,1 Prozent am geringsten steigen.